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Kennen sie TRIZ - Nein? Sollten sie aber!!

  • Autorenbild: Wolfgang A. Haggenmüller
    Wolfgang A. Haggenmüller
  • 18. März
  • 13 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. März

TRIZ: Systematische Innovation und Problemlösung

TRIZ ist eine russische Abkürzung für „Theorie des erfinderischen Problemlösens“ (auf Russisch: Теория решения изобретательских задач, Teorija reschenija isobretatelskich sadatsch). TRIZ ist eine Methodik zur systematischen Problemlösung und Innovation, die sich auf allgemeine Prinzipien stützt, die von erfolgreichen Erfindungen abgeleitet wurden. Die Methode entstand in der Sowjetunion und wurde von Genrich Saulowitsch Altschuller in den 1940er Jahren entwickelt. Ziel von TRIZ ist es, technische Probleme zu analysieren, Innovationspotenziale zu erkennen und Lösungen zu finden, die erfinderischen Charakter haben.


Ursprung von TRIZ

Altschuller und seine Kollegen untersuchten rund 200.000 Patente und identifizierten dabei wiederkehrende Muster und Prinzipien, die innovative Lösungen ermöglichten. Sie erkannten, dass viele Erfindungen auf ähnliche Weise strukturiert waren und ähnliche Ansätze zur Konfliktlösung aufwiesen. Diese Erkenntnisse führten zur Entwicklung von TRIZ, einer Methodik, die das kreative Denken in einem strukturierten, reproduzierbaren Prozess fördert und auf bereits bewährte Lösungsprinzipien setzt.


Wofür wird TRIZ verwendet?

TRIZ ist ein leistungsfähiges Werkzeug, das in vielen Bereichen eingesetzt wird:

  • Produktentwicklung: Durch TRIZ lassen sich innovative Produkte entwickeln, indem technische Widersprüche und Engpässe identifiziert und gelöst werden.

  • Prozessoptimierung: TRIZ hilft bei der Effizienzsteigerung, indem es die Ursachen von Ineffizienzen analysiert und beseitigt.

  • Problemlösung in Forschung und Entwicklung: In R&D-Projekten wird TRIZ eingesetzt, um kreative Lösungen für technische Herausforderungen zu finden und so den Innovationsprozess zu beschleunigen.

TRIZ wird in verschiedenen Branchen angewandt, darunter Maschinenbau, Automobilindustrie, Elektronik und sogar in der Softwareentwicklung und Verwaltung.


Wo hilft TRIZ und wo nicht?

TRIZ hilft besonders bei Problemen, die technische oder strukturelle Konflikte umfassen, wie beispielsweise Kostenreduktion bei gleichbleibender Qualität oder die Verbesserung der Leistung ohne höhere Energieverbrauch. TRIZ stößt jedoch an Grenzen, wenn es um vollständig neue Technologien oder Disziplinen geht, bei denen es noch keine Erfahrungswerte gibt, auf die die Methode zugreifen kann. Auch bei Problemen, die stark von psychologischen oder sozialen Faktoren beeinflusst sind, wie im Change Management oder in der Personalführung, ist TRIZ weniger effektiv.


Wie funktioniert TRIZ? – Schritt-für-Schritt-Vorgehen

TRIZ umfasst verschiedene Werkzeuge und Methoden zur strukturierten Problemlösung und Innovation. Die TRIZ-Methode ist in mehrere Kernbereiche unterteilt, die auf spezifische Problemarten und Lösungstechniken abzielen.

1.       Problemidentifikation und -definition

2.       Innovationsprinzipien und der Widerspruchstabelle

3.       Separationsprinzipien um physikalischer Widersprüche aufzulösen

4.       Algorithmus (ARIZ) zur systematischen Lösung der Probleme

5.       System von 76 Standardlösungen aus der Stoff-Feld-Analyse

6.       Evolutionsgesetzen der Technischen System (S-Kurven)

 

1. Problemidentifikation und -definition

Zu Beginn wird das Problem genau definiert und analysiert. Ziel ist es, den „idealen Endzustand“ zu formulieren – eine optimale Lösung, bei der das Problem gelöst wird, ohne neue Probleme zu schaffen. Beispielsweise könnte ein Maschinenbauunternehmen das Problem haben, dass eine Komponente im Produktionsprozess oft ausfällt und dadurch hohe Kosten verursacht.


2. Innovationsprinzipien und Widerspruchsmatrix

Die 40 Innovationsprinzipien sind ein Set von kreativen Lösungsmustern, die helfen, technische Widersprüche zu überwinden. Die Widerspruchsmatrix ist eine Tabelle, die aufzeigt, welche der 40 Prinzipien für eine bestimmte Art von Konflikt empfohlen werden.

  • Innovationsprinzipien: Diese bieten Lösungen wie „Segmentierung“, „Asymmetrie“ oder „Vernetzung“, die gezielt kreative Ideen für technische Konflikte liefern.

  • Widerspruchsmatrix: Die Matrix hilft, die passenden Prinzipien zu finden, indem sie eine Auswahl an Prinzipien für typische technische Konflikte vorschlägt.


Identifikation technischer Widersprüche

TRIZ konzentriert sich auf sogenannte technische Widersprüche, bei denen eine Verbesserung eines Faktors eine Verschlechterung eines anderen zur Folge hat. In unserem Beispiel könnte der technische Widerspruch sein: „Wenn die Geschwindigkeit der Produktionsmaschine erhöht wird, um den Output zu steigern, steigt gleichzeitig die Ausfallrate der Komponenten.“

Anwendung der 40 Innovationsprinzipien

TRIZ bietet 40 Innovationsprinzipien, die auf technologische Konflikte angewendet werden können. Dazu gehören Prinzipien wie „Dynamik“ (Anpassung an veränderliche Bedingungen), „Verschmelzen“ (Kombinieren von Funktionen) oder „Segmentation“ (Teilen des Systems in Teile). Im Beispiel könnte das Prinzip „Dynamik“ bedeuten, dass die Maschine in ihrer Geschwindigkeit an den Produktionsbedarf angepasst wird, um die Belastung der Komponente zu reduzieren.


Die 40 Innovationsprinzipien von TRIZ bieten eine systematische Anleitung zur Problemlösung und können dabei helfen, technische Widersprüche zu überwinden. Hier sind die 40 Prinzipien im Überblick:

  1. Segmentierung: System in kleinere, unabhängige Teile aufteilen.

  2. Extraktion: Den störenden oder nützlichen Teil isolieren.

  3. Lokale Qualitätsveränderung: Anpassungen lokal vornehmen, um die Lösung an verschiedene Bedingungen anzupassen.

  4. Asymmetrie: Symmetrien aufbrechen, um neue Möglichkeiten zu schaffen.

  5. Kombination von Merkmalen: Zwei oder mehr Funktionen kombinieren.

  6. Multifunktionalität: Teile so gestalten, dass sie mehrere Aufgaben erfüllen.

  7. Geschwindigkeit: Das System so verändern, dass es langsamer oder schneller agiert.

  8. Anti-Gewicht: Schwerkraft ausnutzen oder entgegenwirken.

  9. Vorabgegenwirkung: Die Ursachen für negative Auswirkungen beseitigen.

  10. Vorabhandlungsmaßnahmen: Eine mögliche Schwachstelle im Voraus verstärken.

  11. Gleichmäßige Maßnahmen: Regelmäßige Intervalle statt ständiger Maßnahmen.

  12. Gegensätzliche Maßnahme: Der Problemlösung entgegenwirken.

  13. Invertierung: Problem umkehren, um Lösungen zu entdecken.

  14. Sphärische Geometrie: Alternative geometrische Formen verwenden.

  15. Dynamik: Teile beweglich machen, damit sie sich anpassen können.

  16. Teilweise/Überflüssige Maßnahmen: Übermäßiges Entfernen oder Ergänzen.

  17. Vernetzte oder vielfache Maßnahmen: Systeme miteinander vernetzen.

  18. Vibration: Vibrationsenergie nutzen.

  19. Kopplung oder Entkopplung: Elemente miteinander koppeln oder entkoppeln.

  20. Kontinuierliche Maßnahme: Ein kontinuierliches System verwenden.

  21. Überschüssige Maßnahmen: Mehr als nötig einbauen.

  22. Farbveränderung: Farbänderung für visuelle Hinweise.

  23. Poröse Materialien: Belüftete, poröse oder durchlässige Materialien verwenden.

  24. Medienwechsel: Ein Medium durch ein anderes ersetzen.

  25. Selbstbedienung: Selbstdiagnose oder -reparatur ermöglichen.

  26. Kopieren: Systemteile duplizieren oder deren Eigenschaften nachbilden.

  27. Preiswerter Ersatz: Kostengünstige Alternativen einsetzen.

  28. Einsatz mechanischer Systeme: Mechanische Mittel nutzen.

  29. Ersatz von mechanischen Systemen: Andere Systeme verwenden.

  30. Flexible Hüllen und Dünne Filme: Flexibles, dünnes Material verwenden.

  31. Poröse Materialien: Belüftung und Luftzirkulation schaffen.

  32. Farbliche Veränderung: Farben für visuelle Effekte einsetzen.

  33. Einwegnutzung: Einwegprodukte verwenden.

  34. Zurücknehmbares Objekt: Objekt umgestalten, dass es sich zurückzieht.

  35. Zwei von Dreien: Nur zwei von drei Elementen verwenden.

  36. Benutze Vibration: Vibration einsetzen.

  37. Flexibilität: Verändere Form oder Material.

  38. Nutze das von Außen zugeführte: Zuführung von Außen nutzen.

  39. Reichweite vergrößern: Abstand erhöhen.

  40. Umwandlung und Anordnung: In Form und Struktur arrangieren.


Die Widerspruchsmatrix


Die Widerspruchsmatrix von TRIZ hilft bei der Auswahl der Innovationsprinzipien für konkrete technische Widersprüche. Dabei werden zwei Arten von Parametern betrachtet:

  1. Verbessernde Parameter: Was soll verbessert werden?

  2. Widersprüchliche Parameter: Welche nachteiligen Effekte entstehen durch die Verbesserung?


Die Matrix ist in Form einer Tabelle organisiert, wobei die Zeilen die verbessernden Parameter darstellen und die Spalten die widersprüchlichen. In jeder Zelle der Matrix stehen eine Auswahl der 40 Innovationsprinzipien, die für diesen spezifischen Konflikt empfohlen werden.

Da eine Darstellung der gesamten Matrix in Textform sehr umfangreich ist, ist es hilfreich, eine visuelle Darstellung zu erstellen, die die Struktur aufzeigt. Ich kann Ihnen ein Schaubild erstellen, das die 40 Prinzipien auflistet und die allgemeine Struktur der Widerspruchsmatrix visualisiert. Möchten Sie eine solche Grafik erhalten?

 

Nutzung der Widerspruchsmatrix

Die Widerspruchsmatrix von TRIZ hilft bei der Auswahl geeigneter Innovationsprinzipien. In der Matrix werden typische Konflikte in Systemen (wie „Stärke vs. Gewicht“ oder „Geschwindigkeit vs. Stabilität“) aufgelistet, und es wird angezeigt, welche Prinzipien erfolgversprechend sind. Die Widerspruchsmatrix schlägt bei unserem Beispiel Konflikte zwischen Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit vor und zeigt relevante Prinzipien zur Konfliktlösung auf.


Dabei werden zwei Arten von Parametern betrachtet:

  1. Verbessernde Parameter (was soll verbessert werden, z. B. Gewicht, Stärke, Effizienz).

  2. Widersprüchliche Parameter (welche nachteiligen Effekte entstehen durch die Verbesserung, z. B. höhere Kosten, Komplexität).

Die Matrix ist in Form einer Tabelle organisiert, wobei die Zeilen die verbessernden Parameter darstellen und die Spalten die widersprüchlichen. In jeder Zelle der Matrix stehen eine Auswahl der 40 Innovationsprinzipien, die für diesen spezifischen Konflikt empfohlen werden.


Hier ist eine vereinfachte Version der Widerspruchsmatrix mit einigen der häufigsten Parameter. In jeder Zelle stehen einige Prinzipien (nummeriert nach den 40 Innovationsprinzipien), die sich in dieser Konfliktsituation bewährt haben.



Erklärung der Matrix

  • Zeilen: Jede Zeile gibt den Parameter an, der verbessert werden soll, wie z. B. Kosten oder Effizienz.

  • Spalten: Jede Spalte gibt den widersprüchlichen Parameter an, wie z. B. Größe oder Stabilität.

  • Zellen: Die in den Zellen genannten Zahlen beziehen sich auf die 40 TRIZ-Innovationsprinzipien. Zum Beispiel:

    • Wenn „Kosten“ verbessert werden sollen, ohne dass „Stabilität“ leidet, könnten die Prinzipien 13 (Invertierung), 14 (Asymmetrie) und 18 (Vibration) hilfreich sein.

Verwendung der Widerspruchsmatrix

Bei der Anwendung wählen Sie die Zelle aus, die Ihren spezifischen Konflikt beschreibt, und nutzen die empfohlenen Prinzipien, um innovative Lösungen zu finden.


3. Separationsprinzipien zur Lösung physikalischer Widersprüche

Physikalische Widersprüche entstehen, wenn eine Eigenschaft gleichzeitig in entgegengesetzte Richtungen verändert werden muss (z. B. „stark, aber leicht“). TRIZ bietet Separationsprinzipien, um diese Konflikte zu lösen, und zielt darauf ab, widersprüchliche Eigenschaften „räumlich“, „zeitlich“, „in der Struktur“ oder „im Verhältnis“ zu trennen.

Beispiele der Separationsprinzipien:

  • Räumliche Trennung: Konflikte lösen, indem die widersprüchlichen Anforderungen auf verschiedene Teile des Systems verteilt werden.

  • Zeitliche Trennung: Funktionen oder Eigenschaften nacheinander statt gleichzeitig umsetzen.

  • Strukturtrennung: Systemteile mit unterschiedlichen Strukturen, die jeweils die geforderte Eigenschaft besitzen.

  • Systemtrennung (Beziehung): Widersprüchliche Eigenschaften nur unter bestimmten Bedingungen aktivieren.


4. ARIZ (Algorithmus zur Lösung erfinderischer Probleme)

ARIZ steht für den „Algorithmus zur Lösung erfinderischer Probleme“ und ist das wichtigste Problemlösungswerkzeug in TRIZ. ARIZ ist ein schrittweiser Prozess zur Lösung komplexer technischer Probleme, der in etwa 85 Schritten abläuft. Diese Schritte führen systematisch durch Problemdefinition, Analyse, Lösungsgenerierung und Verifizierung.

Ablauf des ARIZ:

·       Problemanalyse: Das Problem wird genau beschrieben und analysiert.

·       Widerspruchsidentifikation: Es werden technische und physikalische Widersprüche identifiziert.

·       Suchen nach Ressourcen: Mögliche Ressourcen im System, die zur Problemlösung beitragen können, werden identifiziert.

·       Entwickeln von Lösungsideen: Der Algorithmus führt durch spezifische Fragen und Muster zur kreativen Lösungsfindung.

·       Lösungsvalidierung: Die beste Lösung wird ausgewählt und in der Praxis validiert.

 

5. Stoff-Feld-Analyse und die 76 Standardlösungen

Die Stoff-Feld-Analyse ist eine Methode zur Analyse und Verbesserung von technischen Systemen. Sie betrachtet die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen „Stoffen“ und „Feldern“ (z. B. physikalische Kräfte, Materialien) und klassifiziert diese in typischen Mustern. Die 76 Standardlösungen sind bewährte Lösungsmuster, die auf Basis der Stoff-Feld-Analyse entwickelt wurden.

Hier sind die 76 Standardlösungen, die in Kategorien unterteilt sind:



Diese Lösungen sind darauf ausgelegt, in technischen Systemen unerwünschte Effekte zu beseitigen oder Verbesserungen ohne die Einführung neuer Konflikte zu erreichen.


6. Evolutionsgesetze der technischen Systeme (S-Kurven)

In TRIZ wird die Entwicklung technischer Systeme als evolutionärer Prozess verstanden, der durch die Evolutionsgesetze beschrieben wird. Diese Gesetze helfen, vorherzusagen, wie sich ein System weiterentwickeln könnte. Die „S-Kurve“ beschreibt dabei das Lebensstadium eines Systems, von der Entstehung über Wachstum und Reife bis zur Überalterung.

Die wichtigsten Evolutionsgesetze sind:

  • Gesetz der Vollständigkeit: Jedes technische System entwickelt sich, bis es vollständig funktionsfähig ist.

  • Gesetz der Energieleitfähigkeit: Jedes System entwickelt sich so, dass der Energiefluss optimiert wird.

  • Gesetz der Abstimmung der Systemteile: Ein System entwickelt sich, indem alle Teile optimal zusammenarbeiten.

  • Gesetz der Erhöhung der Idealisierung: Systeme entwickeln sich hin zu einer idealen Lösung (maximale Wirkung bei minimalen Ressourcen).

  • Gesetz der Übergänge zur Mikroebene: Systeme tendieren dazu, zu kleineren und kompakteren Strukturen überzugehen.


7. Analyse von Ressourcen

TRIZ nutzt vorhandene Ressourcen als Hebel für kreative Lösungen. Ressourcen sind alle Elemente, die im System vorhanden sind und potenziell zur Problemlösung beitragen können. So könnte beispielsweise in der Produktionsmaschine eine bisher ungenutzte technische Ressource verwendet werden, um die Komponenten besser zu kühlen. Mit der Trimm-Technik (Trimming) wird analysiert, ob und wie bestimmte Teile oder Funktionen weggelassen oder ersetzt werden können, um das System zu vereinfachen und effizienter zu gestalten. Hier könnte es darum gehen, einen bestimmten Wartungsschritt zu eliminieren, indem die Komponente so verbessert wird, dass dieser Schritt nicht mehr nötig ist.

Praktisches Beispiel: Anwendung von TRIZ im Automobilbau

Ein Automobilhersteller steht vor der Herausforderung, die Stabilität der Fahrzeugkarosserie zu erhöhen, ohne das Gewicht zu steigern. Durch die Anwendung der Widerspruchsmatrix wird erkannt, dass die „Stärke erhöhen“ und „Gewicht verringern“ als widersprüchliche Anforderungen gelten. TRIZ empfiehlt hier Prinzipien wie „Leichtbauweise“ und „Kombination verschiedener Materialien“.

Durch diese Prinzipien entschied sich der Hersteller, Aluminium und Carbon-Faser-Verbundwerkstoffe zu kombinieren, was zu einer Erhöhung der Festigkeit um 25 % führte, ohne das Gewicht zu steigern. Die Lösung sparte Materialkosten von ca. 5 % und reduzierte den Energieverbrauch des Fahrzeugs um etwa 10 % im Vergleich zur vorherigen Konstruktion. Diese Kombination ermöglichte es dem Hersteller, die Fahrzeugstabilität zu erhöhen und gleichzeitig die Fahrdynamik zu verbessern.


Voraussetzungen für die erfolgreiche Anwendung von TRIZ

Für die Anwendung von TRIZ ist vor allem folgendes notwendig:

  • Fachkenntnisse über TRIZ-Methoden: Schulungen und Erfahrung im Umgang mit TRIZ sind essenziell.

  • Systemverständnis: Ein tiefes Verständnis des jeweiligen Systems oder Prozesses ist erforderlich.

  • Teamarbeit und interdisziplinäre Kompetenzen: Da TRIZ oft in einem Team angewandt wird, das unterschiedliche Fachbereiche abdeckt, sind interdisziplinäre Kenntnisse wichtig.

  • Daten und Informationen: Die Analyse von Ressourcen und Widersprüchen erfordert aktuelle und detaillierte Daten.


Schritt-für-Schritt Anleitung

Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Durchführung eines TRIZ-Projekts. Dieser Leitfaden hilft, ein strukturiertes Vorgehen bei der Problemlösung nach der TRIZ-Methodik umzusetzen:

Schritt 1: Problemdefinition und Zielsetzung

  • Problem klären: Beschreiben Sie das Problem präzise und identifizieren Sie die gewünschte Verbesserung oder Lösung.

  • Ziele festlegen: Legen Sie messbare Ziele fest, z. B. Kostensenkung, Leistungssteigerung oder Materialreduktion.

  • Systemverständnis entwickeln: Analysieren Sie das aktuelle System (z. B. Produkte, Prozesse) und wie es funktioniert.

Schritt 2: Analyse der Widersprüche

  • Technische Widersprüche erkennen: Bestimmen Sie die widersprüchlichen Parameter, wie z. B. Stabilität vs. Gewicht, Effizienz vs. Kosten. Definieren Sie, was verbessert werden soll und welche negativen Folgen das zur Folge haben könnte.

  • Physikalische Widersprüche identifizieren: Falls das Problem einen physikalischen Widerspruch aufweist (z. B. „muss leicht und schwer zugleich sein“), dokumentieren Sie dies.

Schritt 3: Widerspruchslösung mit der Widerspruchsmatrix

  • Matrix verwenden: Nutzen Sie die TRIZ-Widerspruchsmatrix, um Empfehlungen für passende Innovationsprinzipien zu finden, die den spezifischen Widerspruch lösen können.

  • Innovationsprinzipien auswählen: Wählen Sie die Innovationsprinzipien, die die Matrix vorschlägt, und entwickeln Sie erste Lösungsideen, basierend auf diesen Prinzipien.

Schritt 4: Anwendung der 40 Innovationsprinzipien

  • Ideenentwicklung basierend auf den Prinzipien: Setzen Sie die empfohlenen Innovationsprinzipien in kreative Ideen um. Zum Beispiel könnte das Prinzip der „Segmentierung“ helfen, das Produkt in kleinere Teile zu zerlegen, um die Flexibilität zu erhöhen.

  • Ideenbewertung: Bewerten Sie die generierten Ideen hinsichtlich ihrer Machbarkeit, Kosten und potenziellen Effektivität.

Schritt 5: Analyse mit den Separationsprinzipien (bei physikalischen Widersprüchen)

Falls physikalische Widersprüche vorliegen, nutzen Sie die Separationsprinzipien, um Lösungen zu entwickeln:

  • Räumliche Trennung: Ermöglichen Sie widersprüchliche Eigenschaften in verschiedenen Bereichen des Systems.

  • Zeitliche Trennung: Setzen Sie Eigenschaften oder Funktionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten ein.

  • Strukturelle Trennung: Verwenden Sie separate Teile oder Strukturen, um die widersprüchlichen Eigenschaften zu erreichen.

Schritt 6: Anwendung der Stoff-Feld-Analyse und der 76 Standardlösungen

  • Stoff-Feld-Modell erstellen: Analysieren Sie die Wechselwirkungen zwischen den Stoffen und Feldern im System.

  • Standardlösungen auswählen: Wählen Sie aus den 76 Standardlösungen zur Lösung von Problemen in den Stoff-Feld-Wechselwirkungen und entwickeln Sie geeignete Lösungen.

Schritt 7: Einsatz des ARIZ (bei komplexen oder schwer lösbaren Problemen)

Falls das Problem besonders komplex ist, verwenden Sie ARIZ (Algorithmus zur Lösung erfinderischer Probleme):

  • Problemanalyse und -spezifizierung: Bestimmen Sie den Hauptwiderspruch und analysieren Sie detailliert die zugehörigen Ressourcen.

  • Lösungsentwicklung und Auswahl: Folgen Sie dem strukturierten ARIZ-Algorithmus zur Ideenfindung und Bewertung der besten Lösung.

  • Lösungsumsetzung und Überprüfung: Setzen Sie die gewählte Lösung um und prüfen Sie ihre Effektivität.

Schritt 8: Umsetzung und Validierung der Lösung

  • Prototyp oder Konzept entwickeln: Erstellen Sie einen ersten Prototyp oder ein Konzept der besten Lösung.

  • Test und Optimierung: Testen Sie die Lösung unter realistischen Bedingungen und optimieren Sie sie bei Bedarf.

  • Bewertung der Ergebnisse: Überprüfen Sie, ob die Lösung die ursprünglichen Ziele und Vorgaben erfüllt.

Schritt 9: Implementierung und Nachverfolgung

  • Lösung implementieren: Integrieren Sie die Lösung in das bestehende System oder die Produktionslinie.

  • Erfolg messen: Messen Sie die Ergebnisse der Implementierung (z. B. Kosteneinsparung, Effizienzsteigerung).

  • Nachverfolgung und Verbesserung: Behalten Sie die Lösung im Auge, um langfristige Optimierungsmöglichkeiten zu identifizieren und Anpassungen vorzunehmen.


Ergebnisdokumentation und Wissenstransfer

Erstellen Sie eine Abschlussdokumentation des Projekts mit den Ergebnissen, dem Lösungsansatz und den Erfolgen. Nutzen Sie diese Dokumentation, um das TRIZ-Wissen in der Organisation zu verbreiten und zukünftige Projekte zu unterstützen.

 

Erfolge und Einsparungspotenziale durch TRIZ

TRIZ kann Unternehmen helfen, ihre Innovationsgeschwindigkeit zu erhöhen, die Entwicklungskosten zu senken und neue Märkte zu erschließen. In einem Beispiel aus der Medizintechnik wurde durch TRIZ eine innovative Lösung für den Blutdrucksensor entwickelt, der bei gleichbleibender Genauigkeit um 30 % günstiger in der Produktion war und das Unternehmen 12 Monate früher auf den Markt brachte.

Die potenziellen Einsparungen durch TRIZ sind schwer pauschal in Prozent anzugeben, da die Erfolge stark von der Art des Problems, dem Industriebereich, der Implementierungsstrategie und der Komplexität des Systems abhängen. In der Praxis haben Unternehmen jedoch häufig signifikante Effekte durch TRIZ erzielt, besonders in Form von Kostenreduzierungen, Zeiteinsparungen und Effizienzsteigerungen. Einige Unternehmen berichten von Einsparungen zwischen 10 % und 30 % bei Produktionskosten oder Entwicklungszeiten.

Hier sind einige Einsparungsbereiche, die TRIZ-Methoden unterstützen können:

·       Reduktion von Material- und Produktionskosten: Durch gezielte Anwendung der Innovationsprinzipien und Standardlösungen wird oft die Materialauswahl und -nutzung optimiert. So konnten Unternehmen in der Fertigung bis zu 20–30 % an Materialkosten einsparen.

·       Verkürzung der Entwicklungszeit: ARIZ und die Widerspruchsmatrix können helfen, Entwicklungsprozesse zu beschleunigen, da das Finden von Lösungen systematisch erfolgt. Einige Unternehmen verzeichnen durch TRIZ eine Entwicklungszeitverkürzung von 20–40 %.

·       Steigerung der Effizienz und Systemlebensdauer: Durch die Optimierung bestehender Systeme oder den Übergang zu idealen Lösungen lässt sich die Energie- und Ressourcennutzung verbessern, was Einsparungen von 10–20 % bei Energie- und Wartungskosten ermöglicht.


Kann man TRIZ „kaufen“?

TRIZ selbst ist keine Software oder ein physisches Produkt, sondern eine Methodik. Allerdings gibt es verschiedene TRIZ-Softwarelösungen und Tools (z. B. CREAX, Goldfire Innovator), die Unternehmen bei der Anwendung unterstützen. Diese Softwarepakete sind meist kostenpflichtig und bieten zusätzliche Funktionen wie Datenbanken, die bei der Analyse von Patenten und Technologietrends helfen.

Es gibt zahlreiche Anleitungen und Vorlagen für die Anwendung von TRIZ, die in Form von Büchern, Schulungsunterlagen, Online-Ressourcen und Software zur Verfügung stehen. Hier sind einige Ressourcen, wo Sie TRIZ-Materialien und Vorlagen finden können:


Kostenlose Online-Ressourcen

  • TRIZ Journal: Diese Online-Plattform bietet viele Artikel, Anleitungen und Fallstudien zur TRIZ-Methodik und deckt verschiedene Anwendungen und Innovationstechniken ab. Es ist eine wertvolle Quelle für praktische Beispiele und tiefgehende Erklärungen.

  • TRIZ40.com: Eine Webseite, die eine interaktive Version der 40 Innovationsprinzipien und der Widerspruchsmatrix bietet. Hier können Sie schnell auf die 40 Prinzipien zugreifen und Anwendungsbeispiele einsehen.

  • TRIZ-Wiki: Eine Open-Source-Plattform, die umfassende Informationen zu den Prinzipien und Tools von TRIZ bietet. Sie enthält Beschreibungen der Innovationsprinzipien, der Widerspruchsmatrix, und Anleitungen zur Anwendung.


TRIZ-Software und Tools zum Download

  • CREAX: CREAX ist eine bekannte TRIZ-Software, die auf die systematische Anwendung der TRIZ-Methodik ausgerichtet ist. Die Software enthält Werkzeuge zur Problemanalyse, die Widerspruchsmatrix, Ressourcenmanagement und mehr. Sie ist kostenpflichtig, bietet jedoch eine kostenlose Testversion.

  • Ideation Office TRIZ: Diese Software bietet Tools zur Analyse und Anwendung der TRIZ-Prinzipien und ist auf Unternehmen und professionelle Anwender ausgerichtet. Ideation bietet oft auch Schulungen und Webinare an.

  • TRIZ Builder: Ein kostenloses Tool zur Visualisierung und Bearbeitung der TRIZ-Prinzipien und -Werkzeuge. Es enthält Module zur Widerspruchsmatrix und anderen TRIZ-Tools.

  • evi: One:  Die Generierung von Ideen ist nur der erste Schritt. Die anschließende Umsetzung ist von entscheidender Bedeutung. Um die Umsetzung von Ideen zu erleichtern, steht mit der evi: Software ein geeignetes Tool zur Verfügung. Nach einem individuellen Workshop ist der evi: Master mit den Funktionen der Software vertraut. Mithilfe der evi: Software führt er die Verantwortlichen innerhalb eines Projekts zu allen relevanten Fragestellungen. So wird das Produkt Schritt für Schritt in der Software optimiert, anstatt nach einer Entwicklung durch Feedback "nachgearbeitet" werden zu müssen.

Aber viel wichtiger ist es das Prinzip zu verstehen. Erste im 2. Schritt macht dann der Einsatz von Software und Vorlagen einen Sinn.


Bücher und Schulungsunterlagen

  • "TRIZ – Der systematische Weg zur Innovation" von Nikolai Shpakovsky und Igor Kaidarov: Dieses Buch bietet eine umfassende Einführung in die TRIZ-Methodik und enthält Vorlagen, Anwendungsbeispiele und Checklisten zur Umsetzung.

  • "And Suddenly the Inventor Appeared" von Genrich Altshuller: Altshullers Buch ist ein Klassiker und gibt einen tiefen Einblick in die Theorie hinter TRIZ und in die Anwendung der verschiedenen Prinzipien und Werkzeuge.

  • E-Books und Whitepapers: Viele Berater und Schulungsanbieter bieten kostenfreie oder kostengünstige E-Books an, die Grundlagen und Anwendungsbeispiele von TRIZ erklären.


Downloadbare Vorlagen

  • Miro und Mural Templates: Digitale Whiteboard-Tools wie Miro und Mural bieten TRIZ-Templates, darunter die Widerspruchsmatrix und Vorlagen für die 40 Innovationsprinzipien. Diese sind oft kostenlos im Template-Katalog verfügbar und erleichtern das Arbeiten im Team.

  • Excel- und PDF-Templates: Viele TRIZ-Institute und Beratungsfirmen bieten Excel- oder PDF-Vorlagen für die Widerspruchsmatrix und die Innovationsprinzipien an. Die Vorlagen umfassen oft Checklisten, Schritt-für-Schritt-Anleitungen und visuelle Darstellungen der TRIZ-Methodik.


Kurse und Trainings

Plattformen wie Udemy, Coursera und LinkedIn Learning bieten zwar TRIZ-Kurse an, die Materialien wie Präsentationen, Vorlagen und Fallstudien umfassen. Häufig sind auch Tools und Vorlagen als Teil des Kurses enthalten, die zum Download bereitgestellt werden. Um jedoch TRIZ im vollem Umfang und optimal zu nutzen und anwenden zu können, sind eine professionelle Schulung und Training anzuraten. Hierfür gibt es erfahrene, zertifizierte und von TRIZ European Campus zugelassene Trainer wie z.B. TRIZ Consulting Group oder Konzeptwert.

 

Fazit

TRIZ ist eine wertvolle Methode zur strukturierten Problemlösung und Innovation, die vor allem in technischen und ingenieurwissenschaftlichen Bereichen erfolgreich angewendet wird. Die Methodik vereinfacht den Zugang zu erfinderischen Lösungen, verkürzt Entwicklungszeiten und steigert die Effizienz von Problemlösungsprozessen. Die Anwendung von TRIZ kann komplex sein, aber sie bringt eine hohe Erfolgsrate bei der Lösung erfinderischer Probleme und der Optimierung technischer Systeme.

 
 
 

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