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Herausforderungen der Automobilzulieferindustrie und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Autorenbild: Wolfgang A. HaggenmüllerWolfgang A. Haggenmüller

Die Automobilzulieferindustrie steht vor einer Reihe von Herausforderungen in den Jahren 2024 und 2025, die durch verschiedene globale Einflüsse und regionale Besonderheiten geprägt sind. Im Folgenden finden Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte, die auf Informationen des VDA und VDMA basieren.

Globale Herausforderungen für die Automobilindustrie


1.     Transformation zur Elektromobilität: Die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf elektrische Antriebe erfordert erhebliche Investitionen und technologische Anpassungen.

2.     Digitalisierung: Die Integration von Software und vernetzten Diensten wird zunehmend wichtiger für die Wettbewerbsfähigkeit.

3.     Lieferketten: Die Abhängigkeit von globalen Lieferketten, insbesondere aus China, stellt ein Risiko dar, das durch geopolitische Spannungen und Handelskonflikte verschärft wird.

4.     Halbleitermangel: Die Automobilindustrie ist stark von der Verfügbarkeit von Halbleitern abhängig, deren Mangel bereits zu Produktionsausfällen geführt hat.


Regionale Schwerpunkte:

  • Europa: Hier sind die Energiekosten 2-3 mal höher als bei Wettbewerbern in China und den USA, was die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt3.

  • Asien: Insbesondere China ist sowohl ein wichtiger Lieferant als auch ein großer Markt, dessen Dynamik die globale Automobilindustrie beeinflusst.


Herausforderungen laut VDA und VDMA:

  • Finanzierung: Neue Finanzierungshürden durch strengere Kreditvergabe-Kriterien und gestiegene Zinsen erschweren die notwendige Transformation.

  • Innovation: Die Förderung von Forschung und Entwicklung ist entscheidend, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

  • Makroökonomische Faktoren: Inflation und geopolitische Unsicherheiten stellen zusätzliche Risiken dar.


Die Automobilzulieferindustrie erlebt eine umfassende Transformation, die insbesondere Unternehmen betrifft, die in folgenden Bereichen tätig sind:

1.     Hersteller von Komponenten für Verbrennungsmotoren (ICE): Diese Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sich an die Elektrifizierung des Antriebsstrangs anzupassen. Hochrechnungen zufolge müssen bis zu 40 Prozent der ICE-Zulieferer schnell mit einer Transformation beginnen, um ihre Existenz zu sichern.

2.     Unternehmen mit hohen Materialkosten: Diejenigen, die einen großen Teil ihrer Kosten in Materialien für ICE-Modelle investieren, müssen ihre Geschäftsmodelle überdenken.

3.     Zulieferer, die von Lieferkettenstörungen betroffen sind: Insbesondere durch COVID-19 verursachte Disruptionen und geopolitische Spannungen haben die Lieferketten beeinträchtigt.

4.     Firmen mit bevorstehender Kreditrefinanzierung: Viele Zulieferer müssen in einem Umfeld, in dem Investoren auf Dekarbonisierung bedacht sind, bald Kredite refinanzieren.

5.     Unternehmen, die in operative Verbesserungen und neue Geschäftsmodelle investieren müssen: Diese Firmen stehen unter Druck, ihre Cash Conversion zu optimieren, während sie gleichzeitig in Innovationen investieren.


Die Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der Automobilzulieferindustrie sind signifikant und vielschichtig. Hier sind einige Kernpunkte basierend auf aktuellen Studien und Prognosen:

  • Arbeitsplatzverluste: Eine Studie des ifo Instituts prognostiziert, dass bis zum Jahr 2025 mindestens 178.000 Arbeitsplätze in Deutschland betroffen sein könnten, insbesondere in der mittelständischen Zulieferindustrie.

  • Transformation: Die Verschiebung hin zur Elektromobilität und Digitalisierung führt zu einem Wandel der benötigten Qualifikationen und damit zu einer Veränderung der Arbeitsplatzlandschaft.

  • Neue Berufsfelder: Es wird erwartet, dass für 70.000 Stellen komplett neue Berufsfelder entstehen und weitere 200.000 Stellen sich deutlich verändern werden, was einen erheblichen Weiterbildungsbedarf mit sich bringt.

  • Regionale Unterschiede: In Ostdeutschland könnten zehn Prozent mehr Jobs entstehen, während in Süddeutschland die Stellenentwicklung konstant bleibt.


Diese Entwicklungen erfordern eine aktive Gestaltung der Transformation durch Unternehmen und Politik, um die Auswirkungen auf die Beschäftigten zu mildern und den Übergang zu neuen Technologien und Arbeitsweisen zu unterstützen.

Der scheinbare Widerspruch zwischen Arbeitsplatzverlusten und gleichzeitigem Fachkräftemangel in der Automobilzulieferindustrie lässt sich durch mehrere Faktoren erklären:

1.     Struktureller Wandel: Die Branche durchläuft einen tiefgreifenden Wandel, weg von traditionellen Verbrennungsmotoren hin zu Elektromobilität und Digitalisierung. Dies führt dazu, dass bestimmte Qualifikationen nicht mehr gefragt sind, während gleichzeitig ein hoher Bedarf an neuen, spezialisierten Fachkräften entsteht.

2.     Qualifikationslücke: Es gibt eine Diskrepanz zwischen den Fähigkeiten, die von den Arbeitnehmern angeboten werden, und den Fähigkeiten, die von den Unternehmen benötigt werden. Viele bestehende Arbeitsplätze erfordern Umschulung oder Weiterbildung, um mit den technologischen Veränderungen Schritt zu halten.

3.     Demografische Entwicklung: In vielen Industrieländern gibt es eine alternde Bevölkerung, was zu einem natürlichen Rückgang der Arbeitskräfte führt. Gleichzeitig gehen viele erfahrene Fachkräfte in den Ruhestand, was den Mangel an qualifiziertem Personal verschärft.

4.     Regionale Unterschiede: Während in einigen Regionen Überkapazitäten abgebaut werden und Arbeitsplätze verloren gehen, gibt es in anderen Gebieten, insbesondere in Technologie- und Innovationszentren, einen wachsenden Bedarf an Fachkräften.

5.     Globale Konkurrenz: Die internationale Konkurrenz um Talente verschärft den Fachkräftemangel weiter. Hochqualifizierte Fachkräfte sind weltweit gefragt und können oft zwischen verschiedenen internationalen Angeboten wählen.


Diese Faktoren zusammen führen zu einer komplexen Arbeitsmarktsituation, in der trotz des Verlusts von Arbeitsplätzen in bestimmten Bereichen ein Mangel an qualifizierten Fachkräften in anderen, zukunftsorientierten Bereichen besteht. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind gezielte Bildungs- und Umschulungsprogramme sowie eine flexible Anpassung der Arbeitskräfte an die neuen Anforderungen der Industrie notwendig.


Unternehmen können den Fachkräftemangel durch eine Kombination aus internen Initiativen und externen Strategien bewältigen. Hier sind einige Maßnahmen, die sich als effektiv erwiesen haben:

1.     Ausbildung und Lehrgänge: Unternehmen können eigene Akademien gründen und spezialisierte Lehrgänge anbieten, um Mitarbeiter weiterzubilden und neue Talente anzuziehen.

2.     Gezielte Weiterbildung: Eine zeitgemäße Ausbildung und gezielte Weiterbildung sind entscheidend, um die Belegschaft für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten.

3.     Arbeitspotenziale heben: Durch die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und das Ausschöpfen aller Arbeitspotenziale kann dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.

4.     Verbesserung der Arbeitsqualität: Ein modernes Arbeitsumfeld und eine positive Arbeitskultur können helfen, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.

5.     Einwanderung modernisieren: Die Anwerbung und Integration von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland kann zur Deckung des Bedarfs beitragen.

6.     Social Recruiting: Die Nutzung sozialer Netzwerke für die Rekrutierung kann Unternehmen helfen, eine größere Zielgruppe zu erreichen und potenzielle Kandidaten direkt anzusprechen.

7.     Flexible Arbeitszeitmodelle: Neue Arbeitszeitmodelle wie die Vier-Tage-Woche können attraktiv für Fachkräfte sein und zur Mitarbeiterbindung beitragen.


Diese Strategien erfordern eine proaktive Herangehensweise und die Bereitschaft, in die Mitarbeiter und die Unternehmenskultur zu investieren. Darüber hinaus ist es wichtig, dass politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Weiterbildungsmaßnahmen fördern und die Einwanderung qualifizierter Arbeitskräfte erleichtern.

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