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Die Zunahme globaler Risiken hinsichtlich Krisen und kriegerische Auseinandersetzungen ist besorgniserregend.

Autorenbild: Wolfgang A. HaggenmüllerWolfgang A. Haggenmüller

In den letzten fünf Jahren haben sich weltweit Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen signifikant verstärkt. Diese Entwicklung wirft besorgniserregende Fragen auf: Warum kommt es zu einer Häufung von Krisen? Wo drohen weitere Eskalationen? Und welche wirtschaftlichen Auswirkungen sind zu erwarten?

 

Aktuelle Kriege und Konflikte der letzten fünf Jahre

 

Ukraine-Russland-Krieg (2022 - heute)

Ort: Osteuropa, Ukraine

Ursache: Geopolitische Spannungen, die durch Russlands Annexion der Krim 2014 und die Forderung der Ukraine nach NATO-Mitgliedschaft verschärft wurden. Die Invasion Russlands im Februar 2022 eskalierte den Konflikt.

 Ausgang: Der Krieg dauert an, ohne einen klaren Gewinner. Die Ukraine erhält westliche Unterstützung, während Russland mit wirtschaftlichen Sanktionen und diplomatischer Isolation konfrontiert ist.

Gewinner: Rüstungsindustrie, Energieexporteure außerhalb Russlands.

Verlierer: Die Zivilbevölkerung, die ukrainische und russische Wirtschaft, Europa aufgrund steigender Energiepreise.

  

Tigray-Konflikt (2020 - 2022)

Ort: Äthiopien, Tigray-Region

Ursache: Politische Spannungen zwischen der Tigray-Volksbefreiungsfront (TPLF) und der äthiopischen Zentralregierung.

Ausgang: Der Konflikt wurde 2022 durch einen Waffenstillstand beendet, aber das Land bleibt fragil.

Gewinner: Keine klaren Gewinner.

Verlierer: Die Zivilbevölkerung, insbesondere durch Hungersnöte und Vertreibungen.

 

Afghanistan (2021)

Ort: Afghanistan

Ursache: Die Rückkehr der Taliban an die Macht nach dem Abzug der NATO-Truppen.

Ausgang: Die Taliban übernahmen die Kontrolle, was zur Einschränkung der Menschenrechte führte, insbesondere für Frauen.

Gewinner: Die Taliban und ihre Unterstützer.

Verlierer: Die afghanische Bevölkerung, insbesondere Frauen und Minderheiten.

 

Jemen-Krieg (seit 2014)

Ort: Jemen

Ursache: Bürgerkrieg zwischen der Huthi-Bewegung und der jemenitischen Regierung, unterstützt durch eine von Saudi-Arabien geführte Koalition.

Ausgang: Der Konflikt dauert an, mit keinem klaren Ende in Sicht.

Gewinner: Waffenschmuggelnetzwerke.

Verlierer: Die Zivilbevölkerung, die unter Hungersnot und Cholera leidet.

 

Gebiete mit drohenden Auseinandersetzungen

Neben den bestehenden Konflikten gibt es Gebiete, in denen Spannungen zunehmen und die Gefahr von Eskalationen droht. Dazu gehören:

Taiwan und das Südchinesische Meer: Die Beziehungen zwischen China und Taiwan haben sich verschlechtert, und es droht eine militärische Konfrontation. Die Region ist auch strategisch wichtig für Handelsrouten, was globale Auswirkungen haben könnte.

Iran-Israel-Konflikt: Die Spannungen in der Region haben zugenommen, insbesondere nach der Eskalation rund um das iranische Atomprogramm und Drohnenangriffe.

Westafrika (Sahel-Zone): Die zunehmende Instabilität in der Sahel-Zone, bedingt durch islamistische Aufstände und politische Instabilität, könnte weitere Konflikte auslösen.



Wirtschaftliche Auswirkungen

Kriege und Konflikte haben nicht nur humanitäre, sondern auch immense wirtschaftliche Folgen. Regionen, die von Konflikten betroffen sind, erleben häufig eine massive Zerstörung der Infrastruktur und einen Rückgang des Handels. Weltweit führten die jüngsten Konflikte zu:

Steigenden Energiepreisen: Insbesondere der Krieg in der Ukraine führte zu einem starken Anstieg der Öl- und Gaspreise.

Verzerrungen in globalen Lieferketten: Kriege führen zu Störungen, wie zum Beispiel im Getreideexport aus der Ukraine.

Steigende Rüstungsausgaben: Länder, die an den Konflikten beteiligt sind, sowie deren Verbündete haben ihre Militärausgaben erheblich gesteigert.

 

Experteneinschätzungen

Laut einem Bericht des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich weitere Konflikte in den nächsten Jahren entwickeln, hoch. „Wir sehen eine Fragmentierung der globalen Ordnung, die das Risiko von neuen Konflikten verstärkt“, so Dr. John Svensson, ein führender Analyst für internationale Sicherheit.

Ein weiterer Experte, Professor Miriam Weber, kommentierte: „Die Verknappung von Ressourcen und geopolitische Rivalitäten zwischen Großmächten könnten in den nächsten fünf Jahren die größte Gefahr für Frieden und Stabilität darstellen.“

 

Gefahr für Europa und die Welt

Insbesondere die Energiekrise und die Flüchtlingsströme stellen für Europa eine ernsthafte Herausforderung dar. Das Risiko für wirtschaftliche und soziale Instabilität wächst. Darüber hinaus bleibt die Gefahr von Cyberkriegen, die kritische Infrastrukturen bedrohen, bestehen.

In den letzten zehn Jahren haben sich kriegerische Auseinandersetzungen und Gewaltübergriffe erheblich verändert, insbesondere im Hinblick auf Technologieeinsatz, Taktiken und die Art der Bedrohungen. Es lassen sich mehrere klare Tendenzen erkennen, die den Verlauf von Kriegen und Krisen heute prägen:

Hybride Kriegsführung

Hybride Kriegsführung, die konventionelle militärische Mittel mit nicht-konventionellen wie Cyberangriffen, Desinformation und wirtschaftlicher Sabotage kombiniert, hat zugenommen. Der Russland-Ukraine-Konflikt ist ein klassisches Beispiel: Neben der physischen Invasion setzt Russland massiv auf Cyberangriffe gegen ukrainische Infrastrukturen sowie auf Propaganda und Desinformation, um Unruhe zu stiften.

Tendenz: Kriege finden zunehmend in mehreren Dimensionen statt – physisch, digital und in den Medien. Bedrohungen reichen von Cyberattacken, die Energieversorgung und Kommunikationssysteme lahmlegen, bis hin zu gezielter Fehlinformation, die Vertrauen in staatliche Institutionen zerstört.

 

Drohnen und autonome Waffensysteme

Drohnen haben sich in den letzten Jahren als Schlüsselfaktor in militärischen Konflikten etabliert. Sie werden sowohl von Staaten als auch nicht-staatlichen Akteuren eingesetzt. Beispiele finden sich in der Region Bergkarabach, wo aserbaidschanische Drohnen im Konflikt mit Armenien eine entscheidende Rolle spielten. Auch im Jemen-Krieg kommen zunehmend Drohnen sowohl zur Überwachung als auch für Angriffe zum Einsatz.

Tendenz: Drohnen und autonome Waffensysteme senken die Hemmschwelle für den Einsatz von Gewalt, da sie es ermöglichen, Angriffe aus sicherer Entfernung durchzuführen. Gleichzeitig nehmen die Bedrohungen für zivile Ziele zu, da Drohnen präzise auf Infrastruktur und Versorgungswege zielen.

 

Aufstieg von nicht-staatlichen Akteuren

In vielen Konflikten der letzten Jahre spielen nicht-staatliche Gruppen eine zentrale Rolle. Terrororganisationen wie der Islamische Staat (IS) oder regionale Milizen wie die Huthi-Rebellen im Jemen führen asymmetrische Kriege gegen staatliche Akteure, oft ohne Rücksicht auf internationale Konventionen. Diese Gruppen setzen häufig auf Guerillataktiken, Terroranschläge und die Nutzung ziviler Bevölkerung als Deckung.

Tendenz: Kriege werden immer komplexer, da viele Akteure involviert sind, die oft keine klaren Fronten schaffen. Staaten sind mit schwer fassbaren Feinden konfrontiert, die sich unter der Zivilbevölkerung verstecken und unkonventionelle Kriegsführung nutzen.

 

 Cyberkriegsführung

Cyberangriffe haben sich zu einer zentralen Bedrohung entwickelt. Im Ukraine-Konflikt wurden gezielte Cyberattacken gegen das Stromnetz und Finanzsystem der Ukraine durchgeführt. Auch Staaten wie Iran und Nordkorea haben verstärkt auf Cyberkriegsführung gesetzt, um kritische Infrastrukturen ihrer Feinde anzugreifen.

Tendenz: Der Fokus verschiebt sich von reinen militärischen Operationen hin zu Angriffen auf kritische Infrastrukturen und staatliche Institutionen. Solche Angriffe sind oft schwer zurückzuverfolgen, was die Gefahr von Eskalationen erhöht.

 

Waffenentwicklungen und nukleare Bedrohung

Die Weiterentwicklung moderner Waffentechnologien hat zu immer verheerenderen Konsequenzen geführt. Hyperschallraketen, die mit extrem hoher Geschwindigkeit fliegen und schwer abzufangen sind, werden zunehmend entwickelt, insbesondere in den USA, China und Russland. Auch die Gefahr einer nuklearen Eskalation ist präsenter denn je, vor allem durch Länder wie Nordkorea und den anhaltenden Streit um das iranische Atomprogramm.

Tendenz: Die technologische Kluft zwischen verschiedenen Ländern vergrößert sich, und das Risiko von Massenvernichtungswaffen wächst. Der Einsatz moderner Waffentechnologien erhöht die globale Unsicherheit, da Angriffe immer schneller und präziser durchgeführt werden können.

 

Städte und Zivilisten als Hauptschauplätze

Kriege finden immer häufiger in urbanen Gebieten statt, was die Zivilbevölkerung stärker in Mitleidenschaft zieht. Im Syrien-Konflikt und der Schlacht um Mossul war die Zerstörung städtischer Infrastrukturen und ziviler Wohngebiete enorm. Diese Kriegsführung verstärkt humanitäre Krisen und macht es schwieriger, zwischen Kämpfern und Zivilisten zu unterscheiden.

Tendenz: Städte werden zu den Hauptschauplätzen von Kriegen, was sowohl militärische Operationen als auch humanitäre Hilfe erschwert. Gleichzeitig verschärfen sich die Folgen für die zivile Bevölkerung, die zunehmend Opfer von Luftangriffen, Bombardierungen und Belagerungen wird.

 

Ressourcenkonflikte und Klimawandel

Der Klimawandel hat in den letzten Jahren zu einer Zunahme von Konflikten geführt, insbesondere in Regionen, die von Wasserknappheit, Dürre und anderen Umweltproblemen betroffen sind. In der Sahelzone Afrikas haben der Zugang zu Wasser und Ackerland sowie das Bevölkerungswachstum zu eskalierenden Konflikten zwischen Hirtenvölkern und sesshaften Bauern geführt. Der Tigray-Konflikt in Äthiopien hatte ebenfalls starke wirtschaftliche und ressourcenbedingte Ursachen.

Tendenz: Umweltbedingte Konflikte nehmen zu, da der Zugang zu natürlichen Ressourcen, wie Wasser und fruchtbarem Land, zunehmend eingeschränkt wird. Der Klimawandel wird als "Bedrohungsmultiplikator" gesehen, der bestehende Spannungen verschärft und neue Konflikte auslösen kann.

Die Kriegsführung und der Kriegsverlauf der letzten zehn Jahre hat sich in mehreren Bereichen deutlich gewandelt. Technologische Kriegsführung wie Drohnen, Cyberangriffe und autonome Waffensysteme dominieren. Zivilisten geraten zunehmend ins Kreuzfeuer. Urban Warfare und asymmetrische Kriege führen zu massiven zivilen Verlusten. Hybride Bedrohungen nehmen zu.  Neben militärischen Mitteln wird auch auf wirtschaftliche, digitale und propagandistische Mittel zurückgegriffen.

Zukünftige Konflikte werden voraussichtlich stärker durch technologische Innovationen, Klimawandel und nicht-staatliche Akteure geprägt sein, was neue Herausforderungen für die internationale Gemeinschaft mit sich bringt.

Die Zunahme von Kriegen und Krisen weltweit ist besorgniserregend. Nicht nur die unmittelbaren humanitären Kosten, sondern auch die langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen sind erheblich. Europa muss sich auf die Konsequenzen einstellen, da es sowohl als Schauplatz potenzieller Krisen als auch als Wirtschaftszone betroffen ist. Die Weltgemeinschaft steht vor der Herausforderung, neue Wege zur Konfliktlösung zu finden, um eine Eskalation zu verhindern.

 

Die folgende Grafik zeigt die Zunahme der Kriege und Krisen in den letzten 60 Jahren:



Die Anzahl der weltweiten Kriege und Krisen von 1960 bis 2020

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